Anzucht von Obstbäumen: Pflanzenwissen

Anzucht von Obstbäumen: Pflanzenwissen

Vom Kern zum Obst

Wenn Sie einen Obstbaum in der Baumschule kaufen, ist er bei der Anzuchtform, die wir hier vorstellen, bereits 4 – 5 Jahre alt. Es stecken viele Arbeitsschritte, teils von Hand und mit viel körperlichem Einsatz darin. Wir zeigen Ihnen hier, welche Arbeitsschritte in unserer Baumschule für die Anzucht eines Obstbaumes mit einem 60 cm hohen Stamm (Stammform Busch) notwendig sind. Diese Anzuchtform nutzt man vor allem für Apfel-, Birnen- und Pflaumensorten. Die Bäume sind für Hausgärten und Obstplantagen geeignet.

Wir bekommen die so genannten Unterlagen aus Spezialbaumschulen zugeschickt. Das sind entweder 1-2 -jährige Aussaaten oder in Abrissvermehrung bewurzelte Unterlagen mit jeweils speziellen Wuchseigenschaften. Es geht dabei z.B. um Wuchsstärke, Ertragsbeginn, Winterhärte, u.a. Dort sind sie schon nach Stärke, Gesundheit, Unversehrtheit vorsortiert. Wir putzen sie noch und achten dabei auch auf Gesundheit. Dann werden sie in Sand bis zur Pflanzung vor Frost geschützt eingeschlagen. Auf dem Feld wird zum Winterende der schützende Zaun aufgebaut, denn Hasen und Rehen schmecken die Rinde, Knospen und Austriebe sehr gut.

Im Frühling wird der Boden mehrmals gegrubbert, geeggt und so lang gelockert, bis er ´wie Watte´ ist. Dann ist das Pflanzbett bereitet und der Rillenzieher öffnet einen Spalt in der Erde, in die per Hand die Unterlagen gepflanzt und extra sorgsam angetreten werden. Hier entscheidet sich schon das erste mal das spätere Wuchsergebnis.
Immer wieder wird der Boden gelockert und damit auch das Unkraut gestört, die Unterlagen auf Gesundheit kontrolliert und gegebenenfalls gehandelt.

Im Sommer wird veredelt, d.h. von der gewünschten Sorte wird ein Auge in die Rinde der Unterlage eingesetzt. Die Reiser, an denen die Augen der Sorte sitzen, werden aus Spezialgärten zugesandt, denn sie müssen virusfrei sein. Einen Teil dürfen wir auch im 1-jährigen Bestand schneiden. Beim Veredeln wird erst der Staub von der Rinde abgewischt, das Auge eingesetzt und dann verschlossen. Das Anwachsen selbst dauert oft nur 2- 3 Wochen, je nach Witterungsverlauf.

Die Wildkrone der Unterlage über dem angewachsenen Auge wird mit einem Spezialgerät abgesägt. Danach wird noch einmal per Hand Feinarbeit geleistet und mit einer Schere die Unterlage 1/2 cm über dem Auge ´abgeworfen´. Das Veredelungsauge treibt nun mit aller Kraft aus.

Aus der Unterlage wachsen auch immer noch Triebe, diese müssen in mehreren Arbeitsgängen entfernt werden (wildern). Damit alle Stämme gerade wachsen und den Normen entsprechen, werden sie gestäbt und geheftet.

Und wieder heißt es grubbern, Unkraut beseitigen, auf die Gesundheit achten. Z. B. können Blattläuse und Milben den Wuchs beeinträchtigen. Das letzte Anzuchtjahr beginnt. Der gerade Austrieb aus dem veredelten Auge wird ´angeschnitten´, d.h. die Stammhöhe wird festgelegt, indem man in 0,6 Metern Höhe 5 Augen die Triebspitze abschneidet. Die oberen Austriebe bilden dann die Krone. Und wieder wird im Bestand für ein optimales Wachstum gegrubbert, Unkraut gehackt und auf Gesundheit kontrolliert.

Vor dem Roden im Oktober wird ´geblättert´, d.h. die Blätter entfernt. Das ist als Verdunstungsschutz notwendig, sonst würden die Bäume sofort vertrocknen. Beim Roden werden die Gehölze durch den Rodepflug aus dem Erdreich gehoben und die Erde abgeschüttelt. Die Bäume werden entsprechend Gesundheit, Unverletztheit, Geradheit und Triebzahl sortiert, danach gebündelt, verladen und in die Firma gefahren. Dort werden sie sofort wieder eingeschlagen, um sie vor Trockenheit und Wind und im Winter vor Frost zu schützen. Von hier aus erfolgt die Vermarktung in der eigenen Gartenbaumschule, an Wiederverkäufer, Gartenmärkte und Obstanbaubetriebe.

Ein Obstbaum, Stammform Busch, Anzuchtform Okulation, hat in der A-Qualität mindestens vier der Sorte entsprechende, kräftige Kronentriebe, einschließlich eines Leittriebes. Außerdem sollte er neben einem kräftigen Stamm einen genügenden Anteil an Feinwurzeln haben, krankheits- u. schädlingsfrei, ohne mechanische Beschädigungen sein sowie ausreichend ausgereift, abgehärtet, akklimatisiert sein, so dass er am endgültigen Standort ungefährdet anwächst und sich weiterentwickelt. Genauso sehen unsere Bäume aus!

 

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